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Community of Practice nach Trojka Consulting – Eindrücke meiner Lernreise

Von Fitore Beqiri – zu Gast am CoP-Praxisabend des Praxislehrgangs Agile Coach H2023

 

In einer sich ständig weiterentwickelnden Arbeitswelt wurde mir die Tür zu einem faszinierenden Konzept geöffnet – der «Community of Practice» (CoP). Entschlossen, mich auf dieses Experiment einzulassen, nahm ich als Gast am Praxisabend des Praxislehrgangs «Agile Coach» teil. Zehra Sirin lieferte eine knackige Einführung ins Thema und den Zweck und weckte die Neugier der Teilnehmenden.

 

Zunächst zur Definition. Was ist eigentlich eine CoP oder Community of Practice?
Eine Community of Practice (COP) ist eine Gruppe von Menschen, die sich mehr oder weniger regelmässig zusammentun, um Wissen, Erfahrungen und bewährte Praktiken in einer bestimmten Fragestellung, Herausforderung oder Thema auszutauschen und weiterzuentwickeln. Diese Communities können informelle Netzwerke von Personen oder eine Arbeitsgruppe (vergleichbar mit Erfa-Gruppe) sein, die ein gemeinsames Interesse teilen.

Gestartet wurde die CoP, indem die angehenden Agile Coaches anderen Teilnehmenden Einblick in ihre beruflichen Herausforderungen anhand eines konkreten Falles, bzw. sog. Domain, gaben. Die grosse Stärke der CoP liegt in der Schaffung einer offenen und vertrauensvollen Umgebung für die/den Case-Bringende:n. Die/der freiwillig teilnehmende Case-Bringende, verdeutlicht ihr/sein Bedürfnis. Geht es um den Erfahrungsaustausch, Rat, neue Blickwinkel oder um die konkrete Lösungssuche? Danach stellt die/der Case-Bringende:r ihr/sein Thema vor und eröffnet die Möglichkeit, Verständnisfragen zu stellen.

Bereits hier beginnt die Herausforderung der CoP. Wir ertappen uns immer wieder, wie wir innert Sekunden – da und dort ein Urteil fällen, ohne die genauen Hintergründe oder Zusammenhänge zu kennen.

Danach wendet sich gemäss Troja Consulting die/der Fallbringende von der Gruppe ab, folgt dem Austausch ausschliesslich als Zuhörende:r und kann sich Notizen machen. Auch die Gruppe befolgt Regeln und diskutiert achtsam, respektvoll und trotzdem offen ihre Wahrnehmungen, Bedenken, Gedanken – so, als wenn die Person nicht anwesend wäre. Die Gruppe beachtet auch, dass die Diskussion sich auf den geschilderten Fall und nicht auf die Person bezieht.

 

Wow, die Vielfalt der Branchen, aus denen die Teilnehmenden in dieser Konstellation zusammenkommen, bereicherte die Diskussion, weil so diverse Herangehensweisen eine grosse Auswahl für die/den Fallbringende:n bieten. Neutrale Sichtweisen waren dadurch möglich, dass wir uns zu wenig kannten und voreilige Wertungen vermieden, die im näheren Umfeld schnell lauten können: «Das bist mal wieder typisch Du» oder «Das wundert mich jetzt nicht wirklich bei euch». Respektvolles Hinterfragen zwingt den Case-Bringer dazu, die eigene Komfortzone ebenfalls zu hinterfragen, um so bereichernde neue Erkenntnisse zu gewinnen.

 

Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es für Case-Bringende sein muss, nichts zum Austausch beizusteuern – genau darin liegt jedoch die Kunst, dass man aktiv zuhört und sich nicht in den Verteidigungsmodus bringen lässt, oder dem Bedürfnis folgt, immer auf Alles eine Reaktion bereit haben zu müssen. Im Kopf des Case-Bringers spielte sich womöglich ein Monolog aus all den neu gesammelten Inputs ab – ich merke, wie ich auch gerne Mal eine Case-Bringerin wäre, um zu erfahren, ob sich diese Situation mit meinen Vorstellungen deckt. Bewundernswert war für mich, wie man durch ein striktes Timeboxing verhindern kann, dass man sich in einer Diskussion verfängt und dennoch zu einem wichtigen Fazit kommt.

 

Nach dem Austausch der Gruppe und Ablauf der Austauschzeit, kehrt die/der Fallbringende:r zurück zur Gruppe und hat nun die Möglichkeit mit der Gruppe zu teilen, welche Inhalte sie/er mitnimmt und bedankt sich wertschätzend bei der Gruppe, womit das CoP endet.

 

Ich nehme mit: Die CoP ist nicht, nur im Kreis zu sitzen und zu quatschen – es ist ein kollaborativer Prozess des Lernens, bei dem das gemeinsame Wissen der Gruppe über individuelle Grenzen hinauswächst und einen Mehrwert für alle Anwesenden und Unternehmen schafft. Unabhängig vom Thema, seine eigenen Erfahrungen zu teilen, unvoreingenommen zuzuhören, sich ungeniert Rat zu holen, gemeinsam zu lernen, die kritische Reflexion der eigenen Wahrnehmung und die Sammlung diverser Herangehensweisen – das sind für mich die wichtigsten Schlüsselkomponenten, die sich aus meiner Teilnahme am CoP herauskristallisiert haben und die ich dankbar mitnehme.