Zusammensetzung eines wirkungsvollen Transformations-Teams
Immer mehr unserer Kunden wollen agiler arbeiten und schaffen eine neue Zusammenarbeitskultur. Diesem Wandel werden Agile Coaches oder – bei grösseren Vorhaben – Transformations-Teams zur Seite gestellt. Die auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sehr gesuchte Rolle vom Agile Coach haben wir schon thematisiert und richten unseren Blick diesmal auf die Transformationsteams. Es sorgt dafür, dass der Wandel agil, strukturiert und zielgerichtet verläuft. So zumindest der Idealfall.
Wie in unserem letzten Newsletter «Ein Blick durch den Türspalt (in die GL-Sitzungen)» thematisiert, haben insbesondere nach Covid, die Themen Organisationsstrukturen, Abläufe und Zusammenarbeitsformen, höchste Priorität auf den Führungs-Agenden. Dies mit dem Ziel, Strukturen hinsichtlich hierarchischer Strukturen aufzulockern bis aufzuheben, um so freigesetzte Potentiale der Mitarbeitenden durch (Teil-)Autonomie stärker auszuschöpfen. Ein Bedürfnis, dass spätestens bei Generationen Y und Z, ohnehin ein entscheidender Anforderungspunkt für eine Anstellung ist.
Dieser Wandel wird – bei grösseren Vorhaben – durch Transformationsteams begleitet, befähigt, gefordert und gefördert. Sie bestehen u. a. aus Führungskräften, Experten etc. und sollen dazu beitragen, dass der Wandel zu anderen Zusammenarbeitsformen, agil, strukturiert und zielgerichtet verläuft. Umso wichtiger, dass ihre Zusammenstellung ein anspruchsvoller Mix aus vielfältigen Mitgliedern sowie Menschen mit einem sog. Growth Mindset sind.
In unserer Praxis treffen wir jedoch auf Transformationsteams, die ihren Beitrag an den Wandel nicht richtig entfalten können, sich im Team gegenseitig nicht ergänzen und über kurz oder lang ihre Glaubwürdigkeit und Nutzen in der Organisation verlieren.
In solchen Fällen schauen wir uns zunächst deren Zusammensetzung etwas genauer an, und stellen häufig dieselbe Ausgangslage fest. Häufig besteht das Team aus Personen, die entweder aus «politischen Gründen dabei sein sollten» oder aus den Personen, «die noch freie Kapazitäten gehabt hätten». Kaum ein Team ist aus Überlegungen der gegenseitigen Ergänzung durch Fähigkeiten/Eigenschaften zusammengestellt. Nicht überraschend also, dass dieses Team wenig bewirken kann und vielleicht deswegen auch in der Organisation in Frage gestellt wird.
Typische Denk- und Verhaltensmuster-Falle! Finden wir, und setzen deshalb unser Transformations-Team-Canvas ein. Es unterstützt schrittweise dabei, mit den richtigen Überlegungen ein wirkungsvolles Transformations-Team zusammenzusetzen und oder ergänzen.
Denn je klarer, welche Rolle und welchen Beitrag diese Person im Transformations-Team beitragen kann, desto klarer die Team-Kompetenz dieses Teams und damit Akzeptanz in der Organisation.
Hier kommt bereits unser Praxistipp vom versäumten Newsletter (Q2/2021)
Wer eine agile Organisation entwickeln will, sollte nicht nur den Weg dorthin agil gestalten, sondern folgendes wichtige Prinzip beachten. Die Motivation und Haltung kann man nicht von «Oben» oder «Aussen» beauftragen, indem man Personen in ein Transformations-Team nominiert. Möchte man in ein wirkungsvolles Transformations-Team, sollte unbedingt das Prinzip der Freiwilligkeit sowie die Wozu-Frage beantwortet werden. Je mehr Freiwilligkeit, desto grösser das Feuer und desto grösser die Anziehungskraft für andere, ebenfalls ein Teil davon sein zu wollen. |
Das Canvas ermöglicht eine Vorgehensweise, um die potenziellen Mitglieder eines Transformations-Teams gegenseitig ergänzend sowie ausgewogen zu ermitteln. Dabei kommt es darauf an, ob und wie weit fortgeschritten die geteilte Verantwortung in der Organisation schon ist.
- Wenn ein Unternehmen funktional organisiert ist, kann es die Aufgabe des «Projektauftraggebenden» mit dem «Projektleitenden» sein.
- Sofern schon agil gearbeitet wird, kann das Canvas im Rahmen des Auftaktes von Freiwilligen, bzw. Early Adopters erarbeitet werden, um in einem weiteren Schritt zu schauen, ob das Team um diese Kompetenzen vollständig ist.
- Der hybride Ansatz, dass sich in unserer Praxis beliebt gemacht hat ist, dass die GL den Canvas mit einem potenziellen Product Owner (als Vertreter/in des Scrum-Teams) und oder Agile Coach erarbeitet – leider mit der Konsequenz, dass die Freiwilligkeit nicht eingehalten wird.
Hier gehts zur Vorlage: Transformations-Team-Canvas
Anleitung
- Die Felder während 2 Stunden schrittweise ausarbeiten und das gemeinsame Verständnis entwickeln.
- Dazu überlegen sich die Beteiligten 1 Min. individuell ihre Beiträge und notieren diese auf Heftnotizen.
- Danach nennt jede/r seine Vorschläge und klebt den Vorschlag ins entsprechende Feld.
- Nachdem jede/r seinen Vorschlag nannte, können Verständnisfragen gestellt werden.
- Sollte das Team die Themen priorisieren wollen, können die Teilnehmenden nun ihre favorisierten Inputs mit einem Punkt wählen. Die Inputs mit den meisten Punkten gilt als Vorschlag und wird ohne triftigen Einwand, angenommen.
- Es empfiehlt sich, den vollständigen Canvas am Ende von allen nochmals mittels KonsenT-Entscheides annehmen zu lassen.
Umsetzungs-Tipps
- Tipp 1: Die Prinzipien nicht überspringen
- Tipp 2: Ziel sind nicht ausgefüllte Felder mit möglichst vielen Post-It’s, sondern die inhaltliche Auseinandersetzung mit den zu klärenden Eigenschaften/Beitrag jedes Mitglieds. Und dass sich alle damit einverstanden erklären können, deshalb Schritt 6. oben.
- Tipp 3: Eine Retrospektive über die Qualität der Zusammenarbeit am Ende der Canvas-Bearbeitung rundet diese Aufgabe ab und ermöglicht aus ersten Erkenntnissen den Teamspirit weiterzuentwickeln.
Viel Spass beim Anwenden und danke für die Rückmeldung Deiner Praxiserfahrungen damit!