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Chancenbetrachtung bei der Normrevision ISO 9001:2015

Die Managementsystem-Normen der ISO werden regulär alle fünf Jahre auf ihre Revisionsbedürftigkeit hin geprüft. Und da die letzte Revision von ISO 9001 in 2015 wirksam wurde, kommt nun wieder Bewegung in das Thema Normrevision. Über die Frage nach dem Überarbeitungsbedarf mit dem Titel „New Work Item Proposal“ gibt es gemäss Thomas Krähenmann (SNV-Vertreter im ISO-Komitee für Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung) zwei ähnlich grosse Lager, auch wenn der Revisionsbedarf mit knapper Mehrheit angenommen wurde. 

 

Die Revisionsgegner:innen auf der einen Seite des Lagers argumentieren, dass in der aktuellen Ausgabe Alles bereits stehe und dadurch nur unverhältnismässiger Aufwand für die Anwender entstehen kann. Die Befürworter einer Revision argumentieren, dass sich die Welt mit dem Anbruch von New Work schneller dreht und die Komplexität deutlich gestiegen ist. Vieles wird planungsunsicher- und ergebnisoffener, wodurch starre Zeitpläne an ihre Grenzen stossen. Herausforderungen, die sich stellen, werden in Schweizer Unternehmen immer mehr als Chance genutzt – was auch ganz im Sinne der aktuellen ISO 9001 ist -.

 

Und wir? Wir bedauern, dass so ein grosses Gegnerlager gegen eine frühere Revision argumentierte. Vielleicht hätte es einen stärkeren Perspektivenwechsel gebraucht, denn die ISO will gemäss Wasmer von der SQS den Wandel «vom reinen Risikodenken hin zu mehr Chancendenken unterstützen». Es wäre wünschenswert, dass auch Normenvertretende selbst den unhaltsamen Wandel als neue Normalität und Ergebnisunsicherheit als Chance vorleben.


Wir sehen es als Chance, dass Normanwendende eine Revision als unverhältnismässigen Aufwand empfinden könnten, um damit 

  • die Norm nun zu einem handlungsanleitenden Rahmen für Unternehmen zu entwickeln;
  • den bisherigen Ansatz „an die neuen Gegebenheiten nachzuziehen“ abzulösen durch eine Handlungsanleitung, die vorausblickend einen Mehrwert sowie Akzeptanz bei Anwendenden schafft. 
  • auch dem weitergehenden Risiko zu entgegenzuwirken, dass Normanwendende aufgrund eines möglichen Mehraufwandes zu Normkündigungen verleitet sind.

Und trotzdem freuen wir uns über diese Entwicklungen und fühlen uns in unserer langjährigen Piornierarbeit bestätigt, dass New Work einen direkten Zusammenhang mit dem (zertifizierten) Managementsystem hat und rechtzeitig angepasst werden soll. Dies wiederum bietet der Rolle Qualitätsmanagemenet ganz neue Perspektiven, auch wenn dazu eine Erweiterung der Fähigkeiten zum Agile Coach erforderlich sind. 


Doch zurück zum spannenden Status, wie es mit der Normrevision nun weitergeht. Die Entscheidung des Normen-Kommittees steht fest. Mit knappen 36 zu 32 Stimmen wurde die ISO 9001:2015 entschieden, wodurch nun ein langwieriger Prozess initiiert wird. Ob zu gegebener Zeit dann eine grosse oder kleine Revision zu erwarten ist, lassen Vertreter im ISO-Komitee offen. Erwogen würde gemäss Thomas Krähenmann (SNV-Vertreter im ISO-Komitee für Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung) zwischen einer Schärfung der bestehenden Norm durch Begrifflichkeiten oder eine umfassende Revision, dass dem Aspekt der neuen Arbeitswelt bis Organisationskultur Rechnung trägt. Abhängig ist der Umfang der Revision von verschiedenen Faktoren. Zum einen, wie mit den bis 2020 eingegangenen 400 Kommentaren zur Norm umgegangen wird; zum anderen, wie der Convenor:in (Beauftrager, der die zuständige Arbeitsgruppe bildet und leitet – TC176/SC2) zum Thema Revisionsumfang steht und letztendlich auch, wie die weltweite Community entscheidet. 

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